Die jüdische Gemeinschaft in Preußen war hauptsächlich in der städtischen Mittelschicht angesiedelt. Es gab jedoch auch einige sehr erfolgreiche Unternehmer und Bankiers, auch in der Wissenschaft taten sich viele jüdische Deutsche hervor. Der Aufstieg ins Justizwesen, in das höhere Beamtentum und das Offizierskorps blieb ihnen jedoch verwehrt. Die meisten jüdischen Bürger:innen verstanden sich in erster Linie als Deutsche, wollten sich nahezu allesamt in das Reich integrieren und übernahmen dazu oftmals christlich-bürgerliche Kulturelemente. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam eine als Zionismus bezeichnete Strömung auf, die ein jüdisches Land in Palästina forderte. 1913 konnte sie jedoch nur wenige jüdische Bürger:innen überzeugen. Die meisten setzten darauf, die Hindernisse, die ihnen die Gesellschaft in den Weg legte, zu überwinden und mit nichtjüdischen Deutschen vollständig gleichrangig zu werden.
Literatur:
Nipperdey, Thomas, Deutsche Geschichte 1866-1918. Erster Band. Arbeitswelt und Bürgergeist (3. Aufl.), München 1990.
Grab, Walter, Juden und Demokratie. Zwei Jahrhunderte sozialen und politischen Engagements in Deutschland, in: Nachama, Andreas/Schoeps, Julius H./van Voolen, Edward (Hg.), Jüdische Lebenswelten. Essays (3. Aufl.), Berlin 1992, S. 336-351.