Du hast dich entschieden die Spielleitung zu übernehmen? Respekt! Du wirst also vollkommen souverän das Spiel leiten und jeder neuen Situation entscheiden wie es weitergeht, weil du als einzige*r den Überblick hast. Nebenbei spielst du natürlich auch noch alle Figuren, denen die Spielenden begegnen entwirfst Hindernisse (Kämpfe, Rätsel, Fallen) und interpretierst die Regeln. Das klingt nach viel und du möchtest das genauer nachlesen? Erklärungen bekommst du hier.
Hey, du möchtest also wissen, was Pen and Prussia ist. Auf dieser Seite findest du jede Menge Tipps zum Einsteigen ins Pen and Paper-Schreiben und -Spielen. Klick dich gerne etwas durch! Und wenn du mehr zu unserem Spiel wissen willst, klick einfach auf die Karte.
Als Spielleitung (SL) bezeichnet man denjenigen von euch, der oder die das Spiel leitet. Die SL schreibt die Geschichte, an der die Spielenden teilhaben, sie spielt die Nichtspielercharaktere (NSCs, also alle Figuren, denen die Spielenden begegnen), entwirft Hindernisse (Kämpfe, Rätsel, Fallen) und interpretiert die Regeln. Für diese umfassende Aufgabe erhältst du auf dieser Seite wichtige Hinweise. Zu NSCs kommst du hier [LINK], zum Thema Story und Worldbuilding hier [LINKS] und für ein Repertoire an fertigen NSCs und Abenteuern hier [LINK].
Zunächst solltest du als SL zusammen mit deinen Mitspieler:innen die Eckpfeiler für euer Abenteuer absprechen.
Die SL muß viel kommunizieren. Beachte die folgenden Tipps:
Macht euch gemeinsam vertraut mit dem Regelwerk! Nutzt es als Grundlage und löst euch davon, wo ihr es für sinnvoll haltet!
Unser System basiert auf dem Freeform Universal-Rollenspiel. Die Regeln sind sehr einfach und lassen sich ohne Probleme anpassen. Nutze lieber die Bonuswürfel als dir komplizierte Regeln auszudenken!
Wenn du Regeln veränderst, sollten die für alle Figuren im Spiel gelten. Verändere die Regeln nicht, wenn es die Fähigkeiten deiner Spieler:innen neutralisiert oder ein Ungleichgewicht unter den Beteiligten entsteht!
Vor allem geht es um das Würfeln. Wann immer sich ein Hindernis auftut können die TN überlegen, wie ihr Charakter damit umgeht. Hierfür werden der SL Fragen gestellt, zum Beispiel „ich klettere die Hausfassade hoch. Schaffe ich das?“ Daraufhin wird mit einem sechsseitigen Würfel gewürfelt: Bei einer Zahl von 4 bis 6 gelingt die Aktion, bei einer Zahl von 1 bis 3 gelingt sie nicht. Je nachdem, wie hoch oder tief das Ergebnis ist, geschehen zusätzliche Dinge, die im Ermessen der SL liegen.
Aber was bedeutet das jetzt genau?
Ein Beispiel: Johanna will auf einem Fest in einer Menschenmenge einen Fabrikbesitzer bestehlen, der einen Arbeiter gefeuert hat, welcher nun seine Familie nicht mehr ernähren kann. Johanna fragt die SL: „Kann ich mich an ihn anschleichen und ihm den Geldbeutel aus dem Mantel klauen?“
Mögliche Ergebnisse wären:
Die jeweiligen Talente und Beziehungen sowie Stärken und Schwächen des Charakters können die Würfe zusätzlich beeinflussen. Auch die NSCs können Einfluss nehmen. Bist du in etwas besonders gut oder schlecht, werden je nachdem wie groß deine Stärke oder Schwäche ist, 1 bis 2 zusätzliche Würfel verwendet. Die Anzahl der Würfel liegt auch hier wieder im Ermessen der SL. Bei einem Bonuswürfel gilt der Würfel mit der höchsten Zahl, bei einem Maluswürfel jedoch der Würfel mit der niedrigsten Zahl.
Hätte Johanna zum Beispiel „Geschicklichkeit“ als Stärke auf ihrem Charakterbogen stehen, dürfte sie wahrscheinlich 2 bis 3 Würfel verwenden und sich die höchste Zahl aussuchen.
Hätte Johanna dagegen „Tollpatschigkeit“ als Schwäche auf ihrem Charakterbogen stehen, müsste sie vermutlich 2 bis 3 Würfel verwenden, von denen dann das niedrigste Ergebnis gilt.
Wenn dich die Aufgabe der SL überfordert, wechselt euch damit ab! So wird es für die SL einfacher:
Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen dynamischen und statischen Charakteren. Dynamische Charaktere durchlaufen im Laufe der Geschichte eine Wandlung, statische Charaktere hingegen bleiben größtenteils wie sie sind. Dabei bilden ‚statisch‘ und ‚dynamisch‘ die Pole einer Skala. Viele Charaktere sind eine Mischung aus beiden, was sie nicht uninteressant macht.
Jeder Charakter braucht einen passenden Namen. Mit dem Klang des Namens kann eine Charaktereigenschaft transportiert werden.
Jeder Charakter braucht ein Ziel. Was er oder sie will und was er oder sie braucht, muss aber nicht immer dasselbe sein und kann durchaus im Konflikt stehen.
Vor allem die Hauptcharaktere entwickeln sich im Verlauf der Handlung. Ein Charakter realisiert, dass das, was er will nicht das ist, was er braucht und ändert sein Verhalten. Wie sich ein Charakter wandelt, hängt von den Themen eurer Geschichte ab.
Wie schreibe ich einen Charakter für ein Pen & Paper-Spiel?
Als Spieler:in müsst Ihr darauf achten, dass der Charakter für euch spannend ist und bleibt. Gleichzeitig sollte sich euer Charakter gut in die Spielwelt und in die Geschichte einfügen. Stimmt euch immer wieder untereinander und mit eurer SL ab!
Alle Spielercharaktere (SCs) brauchen eine Hintergrundgeschichte. Sie hilft der SL, eine spannende Geschichte für euch zu konstruieren. Umso länger euer Pen & Paper-Spiel dauern soll, umso komplexer sollte auch sie sein. Außerdem sollte sie erklären, woher euer Charakter seine/ ihre besonderen Fähigkeiten hat.
Als Spielleiter:in musst du die Nichtspielercharaktere (NSCs) erstellen. Unterscheide hierbei in Haupt- und Nebenrollen. Je nachdem, welche Funktion sie in dem Spiel einnehmen, verfügen auch sie über unterschiedlich komplexe Eigenschaften und Fähigkeiten.
Auch die NSCs sollten im Spiel Ziele verfolgen.
Überlege dir, was sie machen, wie sie aussehen, welche Attribute sie zieren, was sie sagen und wie sie sprechen.
Jede Geschichte verfügt über einen Konflikt. Bei den NSCs unterscheidest du in externe und interne Konflikte. Also entweder ein Konflikt zwischen dem Charakter und seiner Umwelt oder ein Konflikt, der sich aufgrund der Eigenschaften des Charakters entspinnt.
Beachte, dass die Spieler die NSCs, wo es sinnvoll erscheint, in das Spiel einbinden können!
Verwende Archetypen! Händler:innen stellen Dinge zur Verfügung. Informanten verfügen über Wissen. Antagonist:innen widersetzen sich den Plänen der Spieler:innen. Unter ihnen ist oft ein großer Bösewicht. Autoritäten stellen Herausforderungen für die Spieler:innen dar. Sie haben oft Handlanger:innen.
Pen & Paper unterscheidet sich von nahezu allen anderen Spielen, in denen Geschichten erzählt werden, da der Spielverlauf unvorhersehbar ist.
Das Spiel hat keinen linearen Ablauf. Im Pen & Paper kann alles Mögliche passieren, ohne dass ihr es geplant habt. Haltet die Struktur der Geschichte simpel und offen. Macht euch Pläne für die Geschichte und rechnet gleichzeitig damit, dass sie nicht eingehalten werden.
Eure Geschichte sollte eine Einleitung, eine Konfrontation und eine Auflösung haben. Die Einleitung führt in das Setting ein. Sie stellt die Charaktere vor und präsentiert den Hauptkonflikt. Die Handlung kommt in Gang. Die Konfrontation beginnt damit, dass die Charaktere anfangen, sich mit dem Konflikt zu befassen. Im dritten Teil kulminiert das Spiel meist in einem dramatischen Wandel, der Konflikt wird gelöst und die Geschichte endet - happy oder auch nicht!
Für euer Pen & Paper-Spiel braucht ihr sehr wahrscheinlich eine Einleitung und einen auslösenden Moment. Erklärt den Mitspielenden die Spielwelt, den Konflikt und die wichtigsten NSCs und lasst etwas geschehen, damit sie in die Geschichte eintauchen. Lass' sie unmittelbar zum Opfer oder Zeugen eines Verbrechens werden. Lass' einen NSC sie um Hilfe bitten. Wirf einen falschen Verdacht auf sie!
Dann taucht ein Problem auf, das es zu lösen gilt und es kommt zum Konflikt. Stellt euch nun die Frage, warum der Konflikt existiert und versucht sie zu beantworten, dann könnt ihr im Spiel besser improvisieren.
Ihr solltet euch auch die Frage stellen, was passiert, wenn die SCs nicht in den Konflikt eingreifen. Eure Geschichte muss im Hintergrund weiterlaufen! Führt die SCs zurück in den Konflikt!
Aber achtet darauf, keine lineare Geschichte zu erzählen. Damit nimmst du deinen Spieler:innen die Möglichkeit, die Geschichte mitzuschreiben. Deine Plot Points sollten vage und einfach sein. Und bereite dich darauf vor, dass die Spieler:innen Teile deiner Erzählung gar nicht wahrnehmen oder nutzen wollen. Überlege, welche Angebote du machen musst, damit sie zum Ziel kommen!
Hier präsentiert die SL ein Bündel von Setups, von denen sich die SCs dann Payoffs heraussuchen, wenn ihnen welche gefallen. Mache dir aber vorher Gedanken, was deine Spieler:innen finden sollten und was eher Beiwerk ist.
Das Worldbuilding, [LINK] ist das Fundament eurer Geschichte. Schreibt aber keine komplizierten Geschichten. Gestaltet die Welt und eure NSCs ansprechend und interessant. Nutzt dabei ruhig auch Musik! Sie transportiert und verstärkt die Atmosphäre, die ihr schaffen wollt. Legt euch Playlists an. Auf den gängigen Plattformen gibt es sogar speziell für Pen & Paper-Spiele vorgefertigte.
Als SL musst du die Szenen so beschreiben, dass deine Spieler:innen wichtige Hinweise finden. Was ihr für notwendig haltet, müsst ihr deutlich vermitteln. Gebt aussagekräftige, aber kurze Beschreibungen und kreiert von Sachen und Rollen Gedankenbilder. Versucht dabei, so viele Sinne wie möglich anzusprechen. Hierbei gilt: „Show, don't tell!“, also: „Zeige, erkläre nicht!“.
Mit Worldbuilding wird oftmals speziell das Konstruieren einer fantastischen Welt bezeichnet, wie es in Fantasy- und Science Fiction-Geschichten üblich ist. Es ist eine Hauptaufgabe der SL, die Welt zu kreieren, in der sich das Pen & Paper-Spiel ereignet. Allerdings sind die Spieler:innen ebenso daran beteiligt, wenn sie ihre SCs erstellen und diese in die Welt einfügen. Die Welt, die die SL vorgibt, sollte für sich bereits interessant sein und gleichzeitig den Figuren, die sich in ihr bewegen, viel Spielraum lassen. In der historischen Welt unseres Pen & Paper-Spiels orientieren wir uns an den realen historischen Begebenheiten.
Beginnt beim Bau eurer Welt mit ganz einfachen Sachen. Beschreibt das Leben der Menschen in eurer Siedlung oder Stadt: Was essen sie? Wie kommt das Essen auf den Tisch? Welche Qualität hat es? Gibt es Hungersnot? Essen sagt sehr viel über eine Gesellschaft aus. Technische Fortschritte bei Transport und Lagerung nehmen Einfluss auf die Menge, Qualität und Verfügbarkeit von Lebensmitteln und verändern die Gesellschaft. Orientiert euch beim Entwickeln eurer Welt am alltäglichen Leben ihrer Bewohner! So entsteht auch das ganz konkrete Setting, in dem eure Geschichte spielt. Lasst diese Welt dann nach und nach größer werden. In einem historischen Setting könnt ihr viele Dinge nachlesen. Aber macht euch trotzdem auch eigene Gedanken über die ganz alltäglichen Dinge eurer Figuren.
Denkt euch in die historische Epoche hinein, in der euer Pen & Paper spielt. Überlegt, welche technischen Möglichkeiten bestanden und wie informiert die Menschen waren. Entscheidet, was ihr über die von euch gewählte Epoche und den Schauplatz wissen müsst und beginnt, euch in die Geschichte einzulesen. Aber seid dabei sehr selektiv und nutzt euer Vorstellungsvermögen! Als SL bist Du nicht für die historische Korrektheit zuständig. Versuche, eine fiktive Geschichte zu erzählen, die in ein historisch authentisches Setting eingebettet ist.
Innerhalb der Geschichte musst du als SL Handlungsabschnitte an einem bestimmten Ort entwerfen, die die Spielenden erleben sollen. In Pen & Paper-Spielen gibt es oft sogenannte Dungeons, die aus mehreren Räumen mit Herausforderungen und Belohnungen bestehen, und die die Spieler:innen passieren müssen. Diese speziellen Schauplätze bezeichnen wir als Szene.
Überlegt, welche Art von Szenen ihr für euer Abenteuer braucht, auf welche ihr einen besonderen Fokus legt und welche die Spieler:innen an dem jeweiligen Ort erleben sollen.
Die Räume, die ihr für eine Szene entwerft, erfüllen eine konkrete Funktion als Ort und erzählen gleichzeitig einiges über ihren Nutzer. Sie sollten im Spiel außerdem für die Spielenden nützlich sein oder eine Herausforderung darstellen.