Katholizismus und Protestantismus

Preußen war hauptsächlich protestantisch, allerdings gab es im Deutschen Reich natürlich auch stark katholisch geprägte Gebiete. Die Katholiken wurden in den 1870ern das Ziel einer großen Unterdrückungskampagne, des „Kulturkampfes“, mit dem, so die Regierung, die Einflüsse des fremden Papsttums eingeschränkt werden sollten. 1913 war diese Ächtung vorbei. Papst Pius X. verfolgte eine radikalkonservative Politik und bekämpfte alle Versuche, die Kirche zu reformieren, aufs Schärfste. Auch wegen ihrer Verfolgungserfahrung zogen sich viele Katholiken in ihre Gemeinschaft zurück und lehnten gesellschaftliche Reformen scharf ab. Die Protestanten hingegen waren zahlenmäßig deutlich stärker vertreten. Preußen förderte die Identifikation Deutschlands als protestantisches Land und schuf dadurch eine Art Nationalprotestantismus. Die protestantische Kirche war jedoch ebenso wie die katholische von der zunehmenden Säkularisierung Preußens betroffen. Vor allem in Arbeiterschaft und Bildungsbürgertum hielten der Atheismus und der Glaube an politische Philosophien Einzug.

Literatur:
Wehler, Hans-Ulrich, Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Dritter Band. Von der „Deutschen Doppelrevolution“ bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1849-1914, München 1995.

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