Religiöse Strömungen in der mindener Gesellschaft

Wie viele Gebiete Preußens war auch Minden stark protestantisch geprägt. Der in ganz Preußen heftig geführte „Kulturkampf“ gegen die Katholiken in den 1870ern fand in Minden jedoch nur schwach statt, den meisten war ein gut nachbarliches Zusammenleben mit den katholischen Mindenern wichtiger als politische Rhetorik. 13,2% der Mindener bekannten sich zum Katholizismus. Diese waren vor allem in der unteren Mittelschicht zu finden. Minden besaß zudem eine jüdische Gemeinde, die vor allem im Handel, vornehmlich mit Textilien, und der Wissenschaft tätig war. Die jüdische Gemeinschaft war recht gut integriert, erlebte jedoch seit jeher antisemitische Anfeindungen. Diese waren auch religiös geprägt: Vor allem in den 1870ern/1880ern nahm unter Adolph Stoecker eine antisemitische Bewegung Fahrt auf, die u.a. behauptete, dass Deutschland christlich sein müsse und Juden daher nicht hierhin gehörten. Auch in Minden fand diese Bewegung trotz der guten Integration jüdischer Mitbürger:innen Anklang.

Literatur:
Herzig, Arnold, Jüdisches Leben in Minden und Petershagen (Mindener Beiträge Bd 31). Minden 2012.
Mergel, Thomas, Gute Katholiken und gute Preußen. Die Katholiken im wilhelminischen Minden, in: Meynert, Joachim/Mooser, Josef/Volker, Rodekamp (Hg.), Unter Pickelhaube und Zylinder. Das östliche Westfalen im Zeitalter des Wilhelminismus 1888-1914 (Studien zur Regionalgeschichte Bd. 1), Bielefeld 1991, S. 157-176.

Minden Religion