Mindens Industrialisierung lief nur langsam an. Die meisten Arbeiter fanden in den Tabakfabriken Arbeit und in den Betrieben, die die Garnison versorgten. Da es nur wenige große Fabriken und keine Schwerindustrie gab, gab es in Minden auch nicht den stereotypischen „Arbeiter“ des Ruhrgebiets. Stattdessen verdienten sich die meisten ärmeren Mindener ihr Geld als Handwerker bzw. Gesellen oder im Kleingewerbe. Diese „Arbeiterschaft“ organisierte sich v.a. in Handwerkervereinen und dem Sozialdemokratischem Verein für Minden und Umgebung. Der Sozialdemokratische Verein konnte 1913 regen Mitgliederzuwachs verzeichnen, trotz scharfer Beobachtung und Repressalien. Die zunehmend kriegstreiberische Rhetorik, der von vielen als übergriffig empfundene preußische Obrigkeitsstaat und soziale und wirtschaftliche Spannungen dürften hinter diesem Anstieg stehen und viele Mindener Handwerker und Fabrikarbeiter zur SPD gebracht haben.
Literatur: Meynert, Joachim, „Doch noch immer ist dem Regen herrlicher Sonnenschein gefolgt…“ Zur Entwicklung der Sozialdemokratie in Minden 1864-1914, in: Meynert, Joachim/Bender-Wittmann, Ursula, Keine vaterlandslosen Gesellen. Beiträge zur Geschichte der Sozialdemokratie in Minden, Lübbecke 1994, S. 10-77.
Gesellschaft Minden