Familie wurde in Preußen als enorm wichtiges gesellschaftliches Ideal gesehen. Familien waren oftmals patriarchalisch, das heißt, dass der Mann das gesamte Familienleben bestimmte. In Preußen war die auch heute noch existierende Zivilehe beim Standesamt enorm wichtig, diese wurde v.a. eingeführt, um während des Kulturkampfes die Macht des Staates auf Kosten der Kirche auszubauen. Grob kann man sagen, dass drei Familientypen existierten: Die kulturell enorm wirkmächtige bürgerliche Familie, die aus Vater, Mutter und Kindern sowie dem Dienstpersonal bestand. Auf dem Land existierten traditionelle offene Großfamilien, die gemeinschaftlich arbeiteten und Besitz hatten, in ein Netz aus anderen Familien im Dorf eingeflochten waren und oftmals noch die Großeltern mit beinhalteten. Der dritte Typus ist die Arbeiterfamilie, die vor allem unter dem wirtschaftlichen Druck, dem die Unterschicht ausgesetzt war, als Zweckgemeinschaft entstand. Im Gegensatz zur bürgerlichen Familie mussten die Arbeiterfrau und die älteren Kinder oft auch zur Arbeit gehen. Arbeiterfamilien waren gekennzeichnet von Armut, psychologischem Druck und schlechten Wohnverhältnissen. Oft kümmerten sich Verwandte um die Kinder, da die Eltern arbeiten mussten.
Literatur:
Freudenthal, Margarete, Bürgerlicher Haushalt und bürgerliche Familie vom Ende des 18. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. In: Rosenbaum, Heidi (Hg.), Seminar: Familie und Gesellschaftsstruktur. Materialien zu den sozioökonomischen Bedingungen von Familienformen, Frankfurt a.M. 1978, S. 375-398.
Schlösser, Manfred, Die Familiensituation der Arbeiter. In: Rosenbaum, Heidi (Hg.), Seminar: Familie und Gesellschaftsstruktur. Materialien zu den sozioökonomischen Bedingungen von Familienformen, Frankfurt a.M. 1978, S. 347-374.
Weber-Kellermann, Ingeborg, Die Familie. Geschichte, Geschichten und Bilder (2. Aufl.), Frankfurt a.M. 1990.