Minden 1913

Minden hatte 1913 bereits viele moderne Annehmlichkeiten. Die Stadt verstand sich als Musterbeispiel einer preußischen Garnisons- und Verwaltungsstadt, entsprechend groß war die kulturelle und gesellschaftliche Wirkmacht des Militärs und der Beamten. Man war stolz auf den Kaiser und identifizierte sich mit Preußen: Viele Mindener verstanden sich in erster Linie nicht als Mindener sondern als preußische Untertanen. Natürlich war auch hier der Militarismus stark verbreitet. Man sah zu jedem Zeitpunkt Uniformen oder andere Symbole des Militärs. Auch Zivilisten trugen mit Stolz Uniformen und Mützen zu jedem sich bietenden Anlass. Denkmale und Feiern drückten „Treue zu Kaiser und Reich“ aus, besonders die Leistungen des 15. Infanterieregiments in der Schlacht von Colombey-Nouilly 1870 waren ein Fokuspunkt solcher Feiern. Auch die Aufrüstungspolitik und zunehmend scharfe Rhetorik der deutschen Regierung fand großen Anklang.

Literatur: Nordsiek, Hans, „Kaiserwetter“ in Minden. Stadtentwicklung in wilhelminischer Zeit, in: Meynert, Joachim/Mooser, Josef/Volker, Rodekamp (Hg.), Unter Pickelhaube und Zylinder. Das östliche Westfalen im Zeitalter des Wilhelminismus 1888-1914 (Studien zur Regionalgeschichte Bd. 1), Bielefeld 1991, S. 29-134.

Alltagsleben Gesellschaft Minden